Laden
Magazin Print

Redigieren wie ein Profi

Viele Redaktionen arbeiten regelmäßig mit freien Autorinnen und Autoren zusammen. Sind die beauftragten Texte nicht so wie gewünscht, ist langes Bearbeiten notwendig. Mit diesen Tipps redigiert man Texte richtig – und es hilft den Verfasserinnen und Verfassern.

Freie Autorinnen und Autoren können eine wichtige Stütze für Redaktionen und Agenturen sein. Vor allem kleinere Büros arbeiten gerne mit nicht festangestellten Schreiberinnen und Schreibern zusammen, da es zeitsparend und effizient sein kann, Aufträge extern zu vergeben. Doch bis ein fertiger Auftragstext freigegeben ist, ist es ein langer, hürdenreicher Weg. Denn immer wieder kommt es vor, dass trotz Briefings (Einweisung in die Aufgabenstellung) der Autorin oder des Autors, ein abgegebener Text nicht den jeweiligen Anforderungen entspricht. In diesem Fall ist ein langwieriges Redigieren, also ein Überarbeiten des Textes notwendig. Mit diesen Tipps erfahren Sie, wie man sie richtig redigiert und was man bereits bei der Auftragsvergabe tun kann, damit gute Texte auf Ihrem Schreibtisch landen.

Die richtige Vorgehensweise beim Redigieren

Egal ob Interview, eine erklärende Hintergrundstory oder eine Produktbeschreibung – freie Autorinnen und Autoren decken oft eine große Bandbreite an Textsorten ab. Doch egal, um welche Art es sich handelt, die Methode des Redigierens ist dieselbe. Und Sie werden merken, dass Redigieren weitaus mehr als das bloße Ausbessern von Grammatikfehlern ist!

  • Durchlesen

Als ersten Schritt empfiehlt es sich, den Text einmal in Ruhe durchzulesen. Ohne Beistrich- oder Tippfehler zu korrigieren. Lassen Sie den Text auf sich wirken und gewinnen einen ersten Überblick über Struktur, Stil und Sprache.

  • Faktencheck

Am Anfang des Redigierens steht der Faktencheck. Das hat nichts mit Misstrauen gegenüber den Autorinnen und Autoren zu tun, sondern gehört zur journalistischen Sorgfaltspflicht. Denn Fakten und Zahlen in einem Text müssen stimmen und vollständig sein. Der Gegencheck wird einfacher, wenn man die Autorinnen und Autoren bittet, ihre Quellen für ihre Recherchen am Ende des Textes anzuführen. Die Namen und Funktionen der Personen, die in der Story vorkommen, der Orte und Unternehmen oder – bei Kulturthemen – der Events oder Aufführungen müssen richtig sein. Außerdem muss geklärt werden, ob die Zitate von Interviewpartnerinnen und -partnern freigegeben sind.

  • W-Fragen

Wer Texte schreibt, lernt rasch, dass die Beantwortung aller W-Fragen essenziell ist. Was, wer, wo, wann, wie und warum – diese Fragen dürfen nach dem Lesen nicht offen sein. Sind sie es trotzdem, muss der Redigierende das anzeichnen.

Nach dem Inhalt folgt die Struktur

Wurde der Inhalt kontrolliert und gegebenenfalls überarbeitet, kann man sich der Struktur des Textes, der Sprache und dem Stil zuwenden. „Was darf ich ändern?“, lautet hier die häufigste Frage. Die Antwort darauf ist schlicht: „Alles, was geändert werden muss.“ Wer redigiert, nimmt die Rolle der ersten Leserin oder des ersten Lesers ein. Stolpert man über eine Formulierung, werden auch viele Leserinnen und Leser, die mit dem fertigen Produkt angesprochen werden sollen, darüber stolpern. Ist ein sprachliches Bild schief oder unverständlich, wird das auch in der Zielgruppe so wahrgenommen werden.

  • Die Struktur des Textes

Ein guter, packender Einstieg, der Lust aufs Lesen macht. Ein Ausstieg, der einen Text abrundet. Und dazwischen ein klarer Aufbau und eine klare Gliederung sowie ein gut ausgearbeiteter Spannungsbogen: Das ist auf dem Papier der ideale Text. In der Praxis haben Autorin und Autor oft schlechte Briefings erhalten und wissen nicht genau, wer die Zielgruppe eines Textes ist oder wohin die Recherche führen soll. Oder sie schaffen es aus einem anderen Grund nicht, Ordnung in ihren Text zu bringen. Hier müssen Redigierende eingreifen und einen verständlichen Aufbau schaffen, Überflüssiges streichen, Wichtiges an den Anfang stellen und die Leserin und den Leser so durch die Textkapitel begleiten.

  • Sprache und Stil

Den persönlichen Stil der Autorin oder des Autors zu erhalten fällt vielen, die einen Text redigieren, schwer. Denn ob einem ein gewisser Stil oder eine Sprache gefällt, ist oft Geschmackssache und hängt von den eigenen Vorlieben ab. Doch wie beim Inhalt und der Struktur gilt auch hier: Stolpert man beim Redigieren über einen unverständlichen Satz oder eine komplizierte Formulierung, wird dieser vermutlich auch die Leserin und den Leser irritieren. Grundsätzlich gilt auf kurze Sätze zu achten und Fremdwörter sowie Füllwörter zu vermeiden. Ein aktiver Sprachstil regt zum Weiterlesen an, schwer verständliche Konstrukte dagegen nicht.

  • Rücksprache mit Autorinnen und Autoren

Planen Sie Zeit für eine Rücksprache mit der Autorin und dem Autor ein. Erklären Sie, welche Änderungen aus welchen Gründen gemacht wurden. Das ist kollegial und hilft, die gute Arbeitsbeziehung aufrecht zu halten. Dank der Kommentarfunktion in Word-Dokumenten kann man Änderungen einfach erklären und so mit der Autorin und dem Autor nochmal Rücksprache halten. Doch Vorsicht, schriftliche Anmerkungen können härter klingen, als sie gemeint sind. Auch sollte so präzise wie möglich angemerkt werden, welche Stelle im Text eine Frage aufwirft. Statt „Unverständlich“ sollte man also konkretisieren, wie genau eine Textstelle missverstanden werden kann. Denn schließlich geht es beim Redigieren auch um Respekt gegenüber einem Text und vor allem gegenüber seiner Verfasserin oder seines Verfassers.

 

Das Redigieren und die nachfolgende Kommunikation über die Änderungen nehmen oft viel Zeit in Anspruch. Wer jedoch konstruktiv Kritik übt und gut erklären kann, weshalb etwas im Text geändert wurde, kann in der Zukunft Zeit gewinnen: Die Autorin und der Autor werden besser verstehen, wie sie eine Recherche ideal umsetzen müssen und dementsprechend darauf hinarbeiten.

Und vor allem: Ein klares Briefing erleichtert das Redigieren. Das ist für viele, die mit freien Autorinnen und Autoren zusammenarbeiten und einen Auftragstext bestellen, eine zentrale Erkenntnis. Denn je klarer die Vorgaben sind, je eindeutiger die Richtung und Intention, was mit einem Text erreicht werden soll, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Umsetzung auf Anhieb gelingt.

 

Bildquelle: unsplash.com

Teilen auf: