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Allgemein Digital Content

Bounce Rate – verstehen und verbessern

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Gast zu sich nach Hause eingeladen. Als dieser aber zur Tür reinkommt, wirft er nur einen kurzen Blick in Ihren Vorraum, macht auf der Fußmatte kehrt und geht wieder. Ohne weitere Worte. In der digitalen Welt hat dieser Gast ihrer Website soeben die Bounce Rate um einen Zähler erhöht. Nicht so gut…

Schon von „Bounce“ gehört?

„To bounce“ heißt eigentlich zurückprallen. Was die Sache nicht exakt im Kern trifft, denn ein „Bounced Visit“ prallt an nichts zurück – der Visitor geht von selbst. Im Grunde genommen misst die Bounce Rate nichts anderes als den Anteil jener Visits (oder Sessions, wie es in Google Analytics heißt) einer Website, die nur einen Seitenaufruf (Page Impression) generieren. Das ist streng technisch zwar nicht ganz präzise, für den Zweck dieses Beitrages sei uns diese Vereinfachung aber gestattet.

Was ist nun eine gute beziehungsweise akzeptable Bounce Rate und ab wann sollte man beginnen, sich Sorgen um die Performance der eigenen Website zu machen? Genau diese Frage stellte uns neulich eine Kundin und in der Hand hielt sie ihre aktuelle Google Analytics Auswertung: 35% Bounce Rate. Gut oder schlecht? Sie war der Meinung, dass es doch Wahnsinn sei, wenn einer von drei Seitenbesuchen nicht weiter als zu eben der besuchten Seite kommt.

Ist es nicht. Jedenfalls nicht zwangsläufig. Denn zur Interpretation der Bounce Rate sollte man einen Schritt tiefer gehen.

Die Sache mit dem Websitetyp

Da wäre zunächst die Frage, um welchen Typ von Website es sich handelt. Informationsseiten, im Besonderen jene mit Magazincharakter, also längere Storys, haben typischerweise eine höhere Bounce Rate. Das liegt an mehreren Faktoren, etwa an der Herkunft des Traffic. Kommt eine Userin oder ein User über die organische Suche oder einen dedizierten Link auf eine bestimmte Story, so ist das ja kein Zufall, sondern genau jenes Verhalten, das wir erreichen wollen: Sie suchen Information, wir haben diese Information. Die Userin und User finden uns und konsumieren die Information. Mission erfüllt. Es ist keineswegs überraschend, dass es für sie überhaupt keinen Grund gibt, eine weitere Story zu konsumieren.

Bei E-Commerce Seiten liegt die Sache allerdings etwas anders. Der Vergleich zum physischen Geschäft drängt sich auf: Interessierte sehen etwas im Schaufenster, gehen in den Laden, finden das Produkt doch nicht so toll und gehen wieder raus, ohne vom Verkaufspersonal gefragt zu werden, ob es vielleicht was anderes sein darf. E-Commerce Seiten mit hohen Bounce Rates schaffen es zwar, Käuferinnen und Käufer anzuziehen, aber nicht, diese durch das Angebot zu führen. Hier besteht Handlungsbedarf.

1, 5 oder 10 Minuten?

Auch der Faktor Zeit ist ein Thema bei der Beurteilung der Bounce Rate – die Seitenverweildauer ist quasi deren Antagonist. Denn ein Bounce ist ein Bounce, gleich ob der Aufenthalt auf der Seite 20 Sekunden oder 10 Minuten gedauert hat. Bei längeren Artikeln oder Produktlisten mit Konfiguratoren und dergleichen ist letzteres durchaus denkbar – und wünschenswert. Dass schließlich eine Userin oder ein User, die viel Zeit auf einer Seite verbringen, noch mehr Zeit für eine weitere Seite haben, darf nicht unbedingt erwartet werden. (Für die technisch Interessierten an dieser Stelle die Information, dass die Zählung eines Bounce mit einer Zeitdauer parametriert werden kann: So werden dann nur Visits als Bounce gezählt, die etwa kürzer als fünf Sekunden waren.)

Natürlich ist es in jedem Fall wünschenswert, eine eher niedere als eine eher höhere Bounce Rate zu verzeichnen.

Was kann man also tun? Hier einige Tipps:

  • Schaffen Sie einen attraktiven und verlockenden Einstieg in Ihren digitalen Content mit prägnanten Headlines, schnell lesbaren Abstracts und einprägsamen Bildern. Geben Sie Userinnen und Usern eine schnelle und gute Antwort auf die Frage: Warum bin ich hier und verbringe hier meine Zeit?
  • Überlegen Sie gut, welche Links Sie anbieten: Wenn Sie zu Storys verlinken, dann zu jenen, die nachweislich gut funktioniert haben, etwa auf Social Media. Bei Produkten sollten Ähnlichkeiten oder logische Beziehungen gegeben sein.
  • Vermeiden Sie Textwüsten auf Seiten. Lockern Sie Texte mit Bildern und Grafiken auf. Das Auge will lieber sehen als lesen. Vermeiden Sie möglichst inhaltsleere Stillleben aus dem Stock-Bilder Bestand, setzen Sie auf Menschen, Tiere, Emotionen.
  • Analysieren Sie die Quelle Ihres Site-Traffic. Gibt es Unterschiede in den Bounce Rates oder einzelnen Quellen? Wenn dem so ist (wie häufig der Fall): fördern, promoten oder kaufen Sie Traffic verstärkt von jenen Quellen, die niedriger „bouncen“.
  • Entfernen Sie Datumsangaben aus Ihren Storys, soweit diese im Kontext nicht zwingend nötig sind – oder updaten Sie Angaben bei der Content-Pflege. Dieser Text etwa entstand im April 2021, er hätte aber ebenso Gültigkeit, wenn er im April 2017 entstanden wäre, würde dann aber von vielen sofort als zu alt abgelehnt werden.
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